Geht es Ihnen nicht auch so?
Wenn ich dem alles Glauben schenkte, was über Führung, Work Life Balance und die junge Generation geschrieben steht, würde mir angst und bange.
Als Vater von drei Kindern im Teenie-Alter kann ich das ein oder andere zwar nachvollziehen, was Experten so von sich geben. Als Kind der 70iger und 80iger stelle ich mir jedoch die Frage, ob ich (wir) so anders waren?
Ähnlich der Kinder- und Jugendzeit unserer Eltern oder unserer Großeltern herrschten andere Rahmenbedingungen. Aber auch damals waren die Zeiten schwierig und das Verhältnis zwischen Erwachsenen und den „Jungen“ angespannt.
In meiner Jugend gab es Stress, weil ich stundenlang vorm Fernseher saß und überhaupt nicht einsehen wollte, warum gerade ich samstags den Hofraum vor der Haustür kehren sollte. Heute rege ich mich auf über das ewige Zocken am PC, das Herumlungern im Zimmer oder die fehlende Einsicht zum Zimmeraufräumen und einen Beitrag im Haushalt zu leisten.
Es war und ist zu jeder Zeit eine Herausforderung, Kinder zu erziehen und ins Erwachsenerleben zu begleiten. Allerdings bedarf es heutzutage einer deutlich höheren Agilität, um bei der hohen Dynamik mitzuhalten, in der sich die Welt ändert.
Die Mechanismen unserer Jugend funktionieren heute nicht mehr. Wenn wir ehrlich sind, haben autoritäre Erziehung und autoritäre Führung noch nie funktioniert. Einzig Respekt, Ehrfurcht bis hin zur Angst haben dazu geführt, Dinge zu tun, von denen wir als junge Menschen bzw. Mitarbeiter nicht überzeugt waren.
Stephen R. Covey, Bestseller Autor und Hochschullehrer schreibt in seinem Buch „Die 7 Wege zur Effektivität“: „Wir sehen die Welt nicht so, wie sie ist, sondern wie wir sind.“
Damit bringt er zum Ausdruck, dass keiner von uns den ultimativen Blick und die einzig wahre Erkenntnis besitzt. Wir sind geprägt durch Erziehung und Erfahrung. So haben sich unsere Haltung, unsere Sichtweisen, unsere Paradigmen entwickelt - unsere Brillen, mit der wir die Welt sehen - wie Covey dies in seinem Buch bezeichnet.
Dennoch beschreibt er „zeitlose, universelle Prinzipien der Effektivität im persönlichen, zwischenmenschlichen und geschäftlichen Bereich“:
» Das Prinzip des lebenslangen Lernens
» Das Prinzip des Dienens, andere unterstützen und zur Seite stehen
» Das Prinzip, optimistisch zu bleiben
» Das Prinzip, anderen Bestätigung geben
» Das Prinzip des Gleichgewichts unserer unterschiedlichen Rollen
» Das Prinzip der Spontanität
» Das Prinzip der ständigen Erneuerung – physisch, spirituell, mental und sozial/emotional
Ich bin mit Covey einer Meinung, dass diese Prinzipien nicht mit bestimmten Zeiten oder Generationen zu tun haben oder gar auf diese begrenzt sind. Sie prägen unseren Charakter und unsere Haltung; bei Erziehung und Führung.
Die Anleitung Coveys zur Effektivität in allen Lebensbereichen, lässt sich aus meiner Sicht hervorragend und fokussierter auf Führung übertragen, wenn wir die von Fredmud Malik beschriebenen 6 Grundsätze guter Führung ergänzend beachten:
» Resultatorientierung
» Beitrag zum Ganzen
» Konzentration auf Weniges
» Nutzung der Stärken
» Vertrauen
» positives Denken
Fredmud Malik ist ein österreichischer Wirtschaftswissenschaftler mit Forschungsschwerpunkt Managementlehre sowie Inhaber und Leiter eines Management-Beratungsunternehmens in St. Gallen, und hat diese Grundsätze in seinem Standardwerk „Führen, Leisten, Leben“ niedergeschrieben.
Wenn wir selbst unsere Haltung nach diesen Leitlinien ausrichten und unsere Brillen, mit denen wir die Welt sehen, nachschärfen, dann gewinnen wir unsere Mitarbeiter, auch junge Menschen, und begeistern sie für unser Unternehmen oder unsere Organisation.
Wir Führungskräfte sind dafür verantwortlich, dass unser Unternehmergeist auf Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen ähnlich einem Otto-Motor der Zündfunke zum richtigen Zeitpunkt überspringt. Dazu brauchen wir auch heute weder Samthandschuhe noch Wattebäuschen. Doch dazu mehr in einem meiner nächsten Beiträge.
Ich stelle mir abschließend folgende Fragen:
» Wie sieht es mit meiner Haltung aus?
» Bin ich bereit für mich und andere Verantwortung zu übernehmen?
» Lebe ich diese Verantwortung, indem ich schädliche Gewohnheiten ablege und mir nützliche angewöhne?
» Bin ich pro-aktiv und stoße Veränderungen an, oder verstecke ich mich hinter emotionalen Hindernissen – Kritisieren, Klagen, Vergleichen und Konkurrieren?
» Habe ich ein Ohr für meine Mitarbeiter und höre ich wirklich zu?
Wie sehen Sie das?